GEOSUISSE Newsletter 3/2017

 

Jahresbericht der Gruppe International GRI

Die Mitglieder von geosuisse haben an der HV 2016 in Bern einer zusätzlichen Abgabe zum Mitgliederbeitrag zugunsten des Auslandengagements zugestimmt. Die Gruppe International (GRI) soll das Engagement im Ausland koordinieren und die finanziellen Mittel bündeln.

Mit diesem Newsletter wollen die Autoren über die Aktivitäten der GRI informieren. Peter Dütschler verschafft einen Überblick und Daniel Steudler sowie Jürg Lüthy berichten zu spezifischen Anlässen.

Aktuelles aus der FIG

Auf Anregung der FIG wird Daniel Steudler als FIG-Ehrenmitglied vorgeschlagen, was eine hochverdiente Auszeichnung seiner Leistungen bedeutet. Die Bewerbung wurde eingereicht und an der nächsten Working Week in Helsinki Ende Mai 2017 durch die Präsidentin von geosuisse, Petra Hellemann, vertreten werden.

Bis 2016 war Jürg Kaufmann Mitglied der FIG-Task Force "Commission Structures". Die von ihm vorgeschlagene Straffung der Organisation durch die Reduktion der Anzahl der Kommissionen, konnte sich bisher nicht durchsetzen. Die GRI schlägt Daniel Steudler als seinen Nachfolger vor; er soll den geeigneten Zeitpunkt abwarten, um die vorgeschlagene Reorganisation wieder anzustossen.

Annual Meeting der FIG-Kommission 7

Daniel Steudler hat vom 24. bis 28. Oktober 2016 am Annual Meeting der FIG-Kommission 7 in Coimbra, Portugal teilgenommen mit Delegierten aus ca. 30 Ländern. Darin eingebettet war die 2-tägige Geoconference zum Thema «Cadastre 4.0 – Transparency-Participation-Collaboration» mit insgesamt ca. 100 Teilnehmern.

Peter Dütschler

Beiträge aus der Schweiz:

In seiner Funktion als CLGE-Präsident hat Maurice Barbieri ebenfalls an der Geoconference teilgenommen. Er hat in seiner Präsentation die Stellung der privaten Geometer in den verschiedenen Ländern dargelegt und dabei auch das Schweizer Katastersystem u.a. mit Hilfe von Folien der Vermessungsdirektion vorgestellt.

Die Präsentation von Daniel Steudler an der Geoconference (hatte den Titel "Towards the 5th dimension"; die Thematik spiegelt vor allem die Diskussionen des Think Tanks "Dimension Cadastre" (TT), wo wir versuchen, die Richtung aufzuzeigen, in die sich unsere traditionellen Kataster entwickeln könnten. Beim Vergleich von anderen Präsentationen stimmt unsere Schweizer Stossrichtung mit diesen überein.

Daniel Steudler hat in der FIG-Kommission 7 den Stand des Cadastral Template-Projektes vorgestellt, welches mit Ressourcen zu kämpfen hat. Das Mandat zusammen mit der University of Melbourne läuft per Ende Jahr aus und es ist noch nicht klar, ob und wie es weitergeht. Es gibt dabei 2-3 Optionen, die abgeklärt werden müssen; eine davon ist die Möglichkeit der weiteren Betreuung durch die Schweiz, was aber ein gewisses Engagement bedingen würde.

Fazit für die GRI:

Die Teilnahme an FIG-Kommission 7-Veranstaltungen sind wichtig, denn diese wird nach wie vor als Kern der FIG betrachtet, einerseits vom Thema her, aber auch von den Aktivitäten und Anzahl Teilnehmern her. In Coimbra war auch die FIG-Präsidentin dabei. Ein enorm wertvoller Aspekt ist das weltweite Networking unter Berufskollegen. Was auffällt, ist, dass in der Kommission 7 die jüngere Generation tendenziell eher fehlt. Für uns Schweizer ein Grund mehr, dass auch wir vermehrt Young Surveyors zur Teilnahme animieren sollten.

Jahresversammlung und der Workshop der FIG-Kommission 3

Die Jahresversammlung und der Workshop der FIG-Kommission 3 fand dieses Jahr gemeinsam mit dem Geomat-Symposium (Rumänische Geodätenvereinigung) und der Versammlung der EGoS (European Group of Surveyors) vom 3. bis 5. November in Iasi, Rumänien statt. Das Thema lautete «from Value to quality- bridging the gap for spatial data infrastructure» und lockte rund 150 Teilnehmer an, unter anderen die FIG-Präsidentin und 30 Mitglieder der Kommission 3, vorwiegend aus Europa. Vom OK wurde die Teilnahme junger Berufsleute besonders gefördert. So haben knapp 30 «Young Surveyors» an der Konferenz teilgenommen, hauptsächlich aus Rumänien und Moldawien.

Beiträge aus der Schweiz:

Jürg Lüthy wurde eingeladen, seinen an der Working Week in Christchurch gehaltenen Vortrag zu einer Keynote auszubauen. Da aus Sicht des Autors die Geodateninfrastruktur in Bezug auf das Qualitätsverständnis nicht mit den aktuellen Technologien und Anforderungen übereinstimmt, wurde zusammen mit Christian Kaul (Kt. Zürich) ein erweitertes Qualitätsmodell für GDI entwickelt. Der Vortrag "Expanded Data Quality Model for Increased Reliability in Mashed-Up Environments" stiess bei den Anwesenden auf grosses Interesse, da in vielen – durchaus auch weitere entwickelten – Geodateninfrastrukturen der periodische Datenaustausch und automatisierte Qualitätskontrolle (basierend auf Interlis) noch in den Kinderschuhen steckt. Auch die Tatsache, dass Auskunftsdienste wie der ÖREB-Kataster einer höheren Anforderung an die Daten in Bezug auf Vollständigkeit, Zuverlässigkeit und temporale Genauigkeit genügen müssen, war den Anwesenden vorgängig kaum bewusst.

Fazit für die GRI:

Der fachliche Austausch mit Exponenten aus verschiedenen Ländern ist jedes Mal eine Bereicherung. Durch den Einbezug der Young Surveyor erhält man zudem einen guten Einblick in die Ausbildung in anderen Ländern. Wer weiss, vielleicht eröffnet sich dadurch ein Potential an geeigneten Fachkräften auch für die Schweiz. Die Motivation der jungen Leute, einen sehr guten Abschluss zu machen und weitere Sprachen zu lernen ist jedenfalls sehr hoch.

Für 2017 sind folgende Aktivitäten im Bereich der GRI geplant:
  • FIG-Working Week in Helsinki, 29. Mai bis 2. Juni 2017, Ziel ist mit mindestens 4 Vertretern aus der Schweiz teilzunehmen. Wir hoffen auf die Wahl von Daniel Steudler zum Ehrenmitglied der FIG.
  • FIG-Kommission 7 mit dem Annual Meeting in Kolumbien.
  • FIG-Kommission 3 mit dem Annual Meeting in Lissabon.
  • Treffen mit Präsidenten DACH an der INTERGEO, Deutscher Geodätentag Berlin, 26.-28. Sept. 2017.
  • Teilnahme von jungen Geometern am Young Surveyors Summercamp. Wir gehen davon aus, dass wir die jungen Teilnehmer mit Sponsorengelder unterstützen können.
  • Mit Maurice Barbieri als Präsident der CLGE haben wir einen engagierten Vertreter in einem der wichtigsten Gremien.

Die Gruppe International wird nicht durch Sitzungen auffallen, sondern die Auslandaktivitäten gezielt fördern und koordinieren, um möglichst effizient unsere Präsenz auf internationalem Niveau zu erhöhen.

Peter Dütschler, Leiter Gruppe Internationales

 

Gruppe Internationales im Speziellen: Geoconference und FIG-Kommission 7 Annual Meeting

Vom 24.-28. Oktober 2016 fand die Jahresversammlung der FIG-Kommission 7 im beeindruckend schönen und historischen Coimbra in Portugal mit Delegierten aus ca. 30 Ländern statt. Darin eingebettet war die 2-tägige Geoconference zum Thema "Cadastre 4.0 – Transparency-Participation-Collaboration" mit insgesamt ca. 100 Teilnehmern.

Die Veranstaltung wurde am Schlusstag mit einer technischen Exkursion ins Douro-Tal und nach Porto abgerundet, wo ein Kataster zur Bewertung der Parzellen für die jährliche Bestimmung von Produktionskontingenten der Port-Weine vorgestellt wurde.

Geschäfte der FIG-Kommission 7

Die FIG-Kommission 7 hat ihr Programm am ersten Tag mit Statusberichten aus den vier Arbeitsgruppen begonnen:

  • WG7.1 (Chrit Lemmen) – Fit-For-Purpose Land Adminstration: Global Agenda 2030, SDGs, LUP journal issue on LADM in Dec. 2015, creation of an OGC Land Administration Domain Working Group à OGC event in Delft in March 2017;
  • WG7.2 (Daniel Paez) – Land Management in Climate Change and Pre- and Post-Disaster Areas: land is about people, people-land relationship is unique for each culture, conflicts are about land, climate change, disaster management;
  • WG7.3 (Robin McLaren) – Crowdsourcing of Land Rights: call for participation;
  • WG7.4 (Conrad Tang) – Citizen Cadastre: changing forms of land tenure, changing land policy by governments, security of tenure, 3D cadastre.

Der erste Tag wurde mit "country reports" abgerundet. Dabei wurden Delegierte berücksichtigt, die neu in der Kommission 7 sind oder besondere Neuigkeiten aus ihrem Land berichten konnten.

Der zweite Tag hatte folgenden Inhalt:

  • die vier Arbeitsgruppen haben ihre Thematik in break-out sessions diskutiert;
  • der Status des "Cadastral Template"-Projektes wurde vorgestellt und diskutiert (siehe weiter unten bei Schweizer Beiträgen);
  • es wurde ein Kurzworkshop "International curriculum on responsible Land Administration" unter Leitung von David Mitchell durchgeführt; das Ziel ist der Aufbau eines Netzwerkes von Ausbildungsinstituten, um den gegenseitigen Austausch pflegen zu können.
  • Weitere Informationen der Kommission 7:
  • Das Jahresmeeting 2017 wird in Cartagena, Kolumbien ca. Ende November 2017 stattfinden

Schwerpunkte der Geoconference

Zu Beginn der Geoconference wurde das portugiesische Kataster vorgestellt, welches nur zu ca. 1/3 Flächendeckung erreicht hat bis heute. Vollständigkeit gibt es vor allem in Lissabon und Porto, und – aus Prosperitätsgründen – im Douro-Tal. Wegen finanzieller und politischer Schwierigkeiten ist der Fortschritt in den übrigen Gebieten aber langsam. Der Aufbau einer nationalen Geodateninfrastruktur ist ebenfalls in Verzug, wird aber an die Hand genommen.

Ein Beitrag aus Norwegen hat die Problematik eines Katasters ohne Qualitätsstandards aufgezeigt. In Norwegen ist es Aufgabe der Gemeinden, Parzellen auf Antrag von Grundeigentümern zu vermessen. Die beauftragten Vermesser sind keine lizenzierten Berufsleute und Fehler entsprechend häufig. Dies führt zu Unzuverlässigkeiten und Ungenauigkeiten und entsprechend zu einer relativ hohen Zahl an Grenzstreitigkeiten, die von speziellen "Boundary Courts" behandelt werden. Eine Änderung des Systems steht aber nicht in Aussicht, da diese Courts ein gewisses Interesse am Status Quo haben.

In Mozambique, 20mal grösser als die Schweiz, wird ein neues Landregister für ca. 5 Millionen Parzellen in 4'000 Gemeinden aufgebaut. Das Hauptproblem ist dabei, dass es bereits verschiedene, sich z.T. widersprechende Register gibt. Auch wird die geplante zentrale Verwaltung der Daten durch die schwierigen Kommunikationswege stark erschwert.

Ein Beitrag aus Estland hat den fortschrittlichen Stand des Katasters und der Geoinformationsinfrastruktur aufgezeigt. Estland ist sehr weit fortgeschritten mit der Digitalisierung seiner Daten und Dienstleistungen; es wurde ein umfassendes Portal mit allen Informationen vorgestellt (http://geoportaal.maaamet.ee/eng/).

Der Beitrag aus der Tschechischen Republik hat gezeigt, dass mit einer zentralen Software-Lösung für das ganze Land sehr effizient auf Kundenwünsche eingegangen und damit das Vertrauen in das Katastersystem gesteigert werden kann.

In Kolumbien steht die Lösung des Hauptgrundes des Bürgerkrieges im Vordergrund, nämlich die Wiederherstellung und Dokumentation der Grundeigentumsverhältnisse. Der Beitrag hat die Wichtigkeit des Gesprächs mit den Leuten vor Ort hervorgehoben, denn diese wissen im Prinzip am besten Bescheid über die Verhältnisse. Es wurde betont, dass "fit-for-purpose" auch "fit-for-people" sein muss.

Die Schlussdiskussion hat gezeigt, dass Vermesser in ihrer Denkweise oft in gewissen Methoden und Technologien gefangen sind, den Hauptzweck einer Katastervermessung häufig aber aus den Augen verlieren. Es wird vielfach nur aufgelistet, was aus verschiedensten Gründen nicht möglich sei. Der Hauptzweck einer Katastervermessung aber ist Eigentumssicherheit herzustellen und zu gewährleisten, und dies so rasch und kostengünstig als möglich; der cm spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Innovative Lösungen sind gefragt, wozu uns heutzutage eine Vielfalt von technischen Instrumenten zur Verfügung stehen würde.

Es entstand ebenfalls der Eindruck, dass Vermesser eher Technokraten sind, und nicht immer gut darauf vorbereitet sind, mit Politikern und Entscheidungsträgern zu diskutieren. Ein allgemein gültiges Argumentarium wäre hilfreich, um auf die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile eines Katasters hinweisen zu können. Ein "fit-for-purpose"-Vorgehen hilft sicherlich, ist aber noch nicht genügend. Es muss aufgezeigt werden können, dass der Aufbau eines Katasters zwar relativ teuer ist, während der immense, viel grössere Nutzen erst später zum Tragen kommt.

Beiträge aus der Schweiz

Als Präsident von CLGE hat Maurice Barbieri ebenfalls an der Geoconference teilgenommen. Er hat in seiner Präsentation die Stellung der privaten Geometer in den verschiedenen Ländern dargelegt und dabei auch das Schweizer Katastersystem u.a. mit Hilfe von Folien der Vermessungsdirektion vorgestellt.

Die Präsentation des Autors an der Geoconference hatte den Titel "Towards the 5th dimension"; die Thematik spiegelt vor allem die Diskussionen des Think Tanks "Dimension Cadastre" (TT), wo wir versuchen, die Richtungen aufzuzeigen, in die sich unser traditionelles Kataster entwickeln könnte. Beim Vergleich von anderen Präsentationen stimmt unsere Schweizer Stossrichtung mit diesen überein.

Der Autor hat in der FIG-Kommission 7 den Stand des Cadastral Template-Projektes vorgestellt, welches mit Ressourcen zu kämpfen hat. Das Mandat zusammen mit der University of Melbourne läuft per Ende Jahr aus und es ist noch nicht klar, ob und wie es weitergeht. Es gibt dabei 2-3 Optionen, die abgeklärt werden müssen; eine davon ist die Möglichkeit der weiteren Betreuung durch die Schweiz, was aber ein gewisses Engagement bedingen würde.

Fazit aus Schweizer Sicht

Die Arbeit des Think Tank geht thematisch in die richtige Richtung. Unsere Arbeiten werden geschätzt und wir werden als Vordenker anerkannt. Diese Position kann aber nur mit weiteren kontinuierlichen Fortschritten gehalten werden.

Die AV in der CH ist konzeptionell nach wie vor an der Spitze mit dabei, doch sind uns viele Länder, die eine zentrale Organisation haben, bezüglich Flexibilität und Kundendenken weit voraus. Dies vor allem aus dem Grund, weil mit nur 1 Entscheidungsträger die Kundenperspektive stärker gewichtet wird und besser sichtbare Resultate erzielt werden (CH hat 26+1 Entscheidungsträger).

CH/swisstopo könnte mit einer zukünftigen grösseren Unterstützung des Cadastral Templates einen grösseren Beitrag leisten und sichtbarer werden.

Fazit zu Kommission 7: Die Kerngruppe, die effektiv Beiträge für die Kommission liefert, wird immer kleiner. Es entsteht auch der Eindruck, dass international gesehen das Thema "Kataster" – und damit die FIG-Kommission 7 – je länger je mehr von NL geprägt wird. Es ist auch zu beobachten, dass der Anteil an touristischen Delegierten eher zunimmt, was für die Zukunft eher Bedenken auslöst; allerdings muss berücksichtigt werden, dass "Touristen" auch mitfinanzieren helfen.

Fazit für die GRI: Die Teilnahme an FIG-Kommission 7-Veranstaltungen sind wichtig, denn diese wird nach wie vor als Kern der FIG betrachtet, einerseits vom Thema her, aber auch von den Aktivitäten und Anzahl Teilnehmern her. In Coimbra war auch die FIG-Präsidentin dabei. Ein enorm wertvoller Aspekt ist das weltweite Networking unter Berufskollegen. Was auffällt, ist, dass in der Kommission 7 die jüngere Generation tendenziell eher fehlt. Für uns Schweizer ein Grund mehr, dass auch wir vermehrt Young Surveyors zur Teilnahme animieren sollten.

Daniel Steudler

 

Gruppe Internationales im Speziellen: Workshop und Annual Meeting FIG-Kommission 3

Die Jahresversammlung und der Workshop der FIG Kommission 3 fand dieses Jahre gemeinsam mit dem Geomat-Symposium (Rumänische Gedätenvereinigung) und der Versammlung der EGoS (European Group of Surveyors) vom 3. – 5. November 2016 in Iasi, Rumänien statt. Das Thema der FIG-Konferenz war "form Value to quality – bridging the gap for spatial data infrastructure". Durch das Zusammengehen der verschiedenen Veranstalter waren etwa 150 Teilnehmer anwesend, von der Kommission 3 waren gut 20 Teilnehmer, vorwiegend aus Europa, anwesend. Die Präsidentin von FIG, Chryssie Potsiou ist hat traditionsgemäss in "ihrer" Kommission teilgenommen. Wie in einigen anderen FIG-Veranstaltungen wurde vom Ok die Teilnahme junger Berufsleute besonders gefördert. So haben knapp 30 "Young Surveyors" an der Konferenz teilgenommen, wobei der weitaus grösste Anteil Rumänien und Moldavien gestellt haben.

Geschäfte der FIG-Kommission 3

Nebst den technischen Sessions gab es nur ein Meeting der Kommission, in welcher ein Überblick über die aktuellen Themen gegeben wurde:

  • WG3.1 (Hartwig Müller) – SIM Infrastructure: Themen wie Datenintegration, Betrieb Geodateninfrastrukturen, Qualitätsanfordeurngen
  • WG3.2 (Ioannidis Charalabos) – Technical aspects of SIM: Fokussiert vor allem auf Algorithmen für Datengewinnung und –auswertung. 3D/4D Aspekte;
  • WG3.3 (Peter van Oosterom) – 3D Cadastre (gemeinsame Working Group mit Kommission 7): Die Gruppe kümmert sich um verschiedene Aspekte für den Aufbau und Betrieb von 3D-Kataster, agiert aber ausserhalb der Kommission 3 (siehe auch http://3dathens2016.gr/site/)
  • WG3.4 (Sagi Daylot) – Crowdsourcing and VGI supporting SDI: Welche Aspekte können "Crouwdsourcing" beziehungsweise "Volunteered Geographic Information (Open Street Map…) in öffentlichen Geodateninfrastrukturen spielen? Zu diesem Thema ist eine FIG Publikation in Arbeit und sollte an der Working Week im 2017 vorgestellt werden.

Weitere Informationen aus der Kommission 3

  • Das Jahresmeeting 2017 wird voraussichtlich in Lissabon ca. Mitte November stattfinden. Vom Chair der Kommission Enrico Rispoli wurde ich angefragt, ob das Meeting in 2018 in der Schweiz durchgeführt werden kann. Persönlich begrüsse ich eine Veranstaltung in der Schweiz, macht aber sicher nur dann Sinn, wenn zum einen die GRI dahinter steht und zum anderen eine Kombination mit anderen Veranstaltungen möglich ist wie beispielsweise Geomatik.Tag / GIS Day.

Technische Sessions

In den verschiedenen technischen Sessions wurden sehr unterschiedliche Themenbereiche diskutiert:

  • Gebäudemodelle / 3D
  • Property Market / affordable housing (besonders durch C. Potsiou getrieben)
  • Algorithmen für Datenprozessierung in verschiedenen Ausprägungen und Themen
  • Crowd sourcing
  • SDI

Die Meetings der Kommission 3 werden von den Kollegen aus Isreal, Griechenland und Deutschland genutzt, um akademische Papers über einen Peer-Review-Prozess zu publizieren. Bei diesen Beiträgen sind der Innovationsgrad und die Qualität der Präsentationen recht hoch. Die weiteren Publikationen sind eher als Beiträge aus der Praxis anzusehen, hier variiert die Qualität der Präsentationen stark. Von besonderem Interesse sind aber die mit den Präsentationen verbundenen Diskussionen. Da im Gegensatz zu den FIG Working Weeks die Zeitfenster grosszügig bemessen sind, bleibt auch entsprechend Zeit für den fachlichen Austausch.

Beiträge aus der Schweiz

Der Autor wurde eingeladen, seinen an der Working Week in Christchurch gehaltenen Vortrag zu einer Key Note auszubauen. Da aus Sicht des Autors die Geodateninfrastruktur in Bezug auf das Qualitätsverständnis nicht mit den aktuellen Technologien und Anforderungen übereinstimmt, wurde zusammen mit Christian Kaul (Kt. Zürich) ein erweitertes Qualitätsmodell für GDI entwickelt. Der Vortrag "Expanded Data Quality Model for Increased Reliability in Mashed - Up Environments" stiess bei den Anwesenden auf grosses Interesse, da in vielen – durchaus auch weitere entwickelten – Geodateninfrastrukturen der periodische Datenaustausch und automatisierte Qualitätskontrolle (basierend auf Interlis) noch in den Kinderschuhen steckt. Auch die Tatsache, dass Auskunftsdienste wie der ÖREB-Kataster einer höheren Anforderung in Bezug auf Vollständigkeit, Zuverlässigkeit und temporale Genauigkeit genügen müssen, war den Anwesenden vorgängig kaum bewusst.

Fazit aus Schweizer Sicht

Aus der Analyse der Vorträge und Diskussionen kann geschlossen werden, dass in vielen Ländern noch Probleme zu lösen sind, zu denen wir in der Schweiz in Bezug auf Bereitstellung von Geodaten, Harmonisierung und Qualitätssicherung gut positioniert sind. Die paar wenigen Hinweise auf 3D Kataster und BIM zeigen aber umgekehrt auf, dass wir nicht überall führend sind und uns mit den neuen Themen schneller vertraut machen sollten, um den Nutzen aus diesen Konzepten möglichst bald nutzen zu können.

Weiter fällt im Vergleich zu den anderen Ländern auf, wie wenig Geomatiker wir insbesondere auf Stufe TU/ETH ausbilden. Hier liegen auch die relativen Zahlen z.B. in Deutschland (ohne FH's) doch deutlich höher als bei uns. Die bestehenden Kontakte in der DACH-Region (Arbeitsplatz Erde u.a.) und die Kontakte zum "Young Surveyor Netzwork" sollten daher aus Sicht des Autors aktiv gepflegt oder ausgebaut werden.

Fazit zu Kommission 3: Die Arbeit in der Kommission lebt im Wesentlichen von den Beiträgen aus Israel, Griechenland, Italien und Deutschland. Offenbar sind in vielen Ländern die finanziellen Ressourcen zu knapp, um sich eine stetige Vertretung oder gar aktives Mittun leisten zu können. Die wechselnden Veranstaltungsorte haben aber gleichzeitig den Vorteil, dass die lokalen Verbände und damit auch die Nachwuchskräfte einen Anstoss für die Teilnahme und aktives Mitwirken erhalten. Rumänien will daher für die weitere Förderung des Berufsstandes im kommenden Jahr die Kommission 7 empfangen wollen. Es ist zu hoffen, dass diese Initiative von anderen Ländern als Vorbild genommen wird. Im Gegensatz zu Kommission 7 haben praktisch alle Anwesenden einen aktiven Beitrag geleistet und der Anteil von "Touristen" ist vernachlässigbar. Für zukünftige Veranstaltungen wird in Betracht gezogen, nebst Fachvorträgen vermehrt auch Round Tables oder "Hands-On Trainings" einzuplanen. Hier könnten wir aus der Schweiz beispielsweise die Interlis-Mechanismen im Detail erklären. 

Fazit für die GRI: Der fachliche Austausch mit Exponenten aus verschiedenen Ländern ist jedes Mal eine Bereicherung. Durch den Einbezug der Young Surveyor erhält man zudem einen guten Einblick in die Ausbildung in anderen Ländern. Wer weiss, vielleicht eröffnet sich dadurch ein Potential an geeigneten Fachkräften auch für die Schweiz. Die Motivation der jungen Leute, einen sehr guten Abschluss zu machen und weitere Sprachen zu lernen ist jedenfalls sehr hoch.

Jürg Lüthy