Newsletter GEOSUISSE 08/2022 und IGS 02/2022

In dieser Ausgabe

Lehrbetriebsbefragung zur Reform Geomatiker/-in EFZ – Ausbildungsmodelle

  • Erhöhung der Lektionen an der Berufsfachschule
  • Degressives Ausbildungsmodell an der Berufsfachschule
  • Erhöhung der ÜK-Tage
  • Umfrage

 

Geschätzte Damen und Herren

Der Trägerverein Geomatiker/-in Schweiz überabreitet derzeit die formalen Grundlagen zur beruflichen Grundbildung «Geomatikerin/ Geomatiker EFZ». Im Rahmen dieser Reform wurden die von Geomatiker/-innen geforderten Handlungskompetenzen überprüft und angepasst. Basierend auf einem ersten Entwurf führten wir im Dezember 2021 eine Online-Befragung durch, welche unter anderem die Relevanz der jeweiligen Handlungskompetenzen für die Ausbildungs-Schwerpunkte ermittelte.

Die Resultate der Umfrage ergaben, dass eine grosse Mehrheit der vorgestellten Handlungskompetenzen für alle Schwerpunkte als relevant eingestuft wurde. Diesem Wunsch nach einer Generalisierung der Ausbildung und einer Harmonisierung zwischen den Schwerpunkten ist das Projektteam in den letzten Monaten nachgegangen.

Vor dem Hintergrund von zahlreichen spezialisierten Geomatik-Betrieben bringt eine Generalisierung und Harmonisierung Herausforderungen in der Umsetzung mit sich. So besteht die Gefahr, dass sich Lehrbetriebe durch ihre Spezialisierung nicht mehr in der Lage fühlen alle geforderten Leistungsziele abdecken zu können.

Um diesem Umstand gerecht zu werden prüft die Reformgruppe derzeit eine Verschiebung der Ausbildungszuständigkeiten zwischen den Lernorten Betrieb, ÜK und Berufsfachschule. Die jeweilige Zuständigkeit zwischen den drei Lernorten wird in der beruflichen Grundbildung auf Stufe der Leistungsziele geregelt und ist im Bildungsplan verankert.

Eng verbunden mit der Zuteilung der Leistungsziele zu den Lernorten sind der entsprechende Ausbildungsaufwand in den Betrieben, die Anzahl ÜK-Tage und die Anzahl Lektionen an der Berufsfachschule. Mit einer Verschiebung von Leistungszielen weg von den Lehrbetrieben hin zu den ÜKs und den Berufsfachschulen geht eine Erhöhung der entsprechenden Ausbildungszeiten einher. Um die Leistungsziele zielführend und ausgewogen den Lernorten zuweisen zu können, möchte die Reformgruppe mit vorliegender Befragung die jeweilige Zustimmung seitens der Lehrbetriebe erfassen.

Die Befragung umfasst folgende Fragen:

  • Wären Sie mit einer Erhöhung der Anzahl Lektionen an der Berufsfachschule grundsätzlich einverstanden?
  • Falls ja, um welchen Prozentsatz dürfte die Anzahl Lektionen an der Berufsfachschule Ihrer Meinung nach maximal erhöht werden?
  • Würden Sie eine degressive Lektionen-Aufteilung über die Lehrjahre an der Berufsfachschule begrüssen?
  • Wären Sie mit einer Erhöhung der ÜK-Tage von heute 15 Tage auf 20 Tage einverstanden?


Im Sinne eines transparenten Vorgehens möchten wir Sie vor der Teilnahme an der Befragung nachfolgend über mögliche Implikationen informieren.

 

Erhöhung der Lektionen an der Berufsfachschule

Der Unterricht an den Berufsfachschulen ist nicht von der fachlichen Spezialisierung der Lehrbetriebe geprägt und bietet damit ein gutes Gefäss zur Harmonisierung der Leistungsziele und damit zur Generalisierung der Ausbildung. Diese wiederum erhöht die berufliche Mobilität der Lernenden nach der Berufslehre und schafft dadurch eine grössere Arbeitsmarktsicherheit.

Um diese Harmonisierung umzusetzen, dürfte eine Erhöhung der Anzahl Lektionen der Berufsfachschule notwendig werden. Dies könnte den Ausbildungsaufwand in den Lehrbetrieben verringern, gleichzeitig aber auch mehr Abwesenheiten der Lernenden im Lehrbetrieb verursachen. Die erhöhten Berufsschulkosten würden zu Lasten der Kantone fallen.

Im Vergleich zu anderen vierjährigen Berufsbildungen weist der Bildungsplan der Geomatikerinnen/ Geomatiker eine tiefe Anzahl Lektionen auf. Daraus könnte geschlossen werden, dass die Geomatik-Lehrbetriebe im Vergleich einen überdurchschnittlich hohen Ausbildungsaufwand betreiben.

 

Degressives Ausbildungsmodell an der Berufsfachschule

Die Gesamtanzahl der Lektionen an der Berufsfachschule ist gemäss dem heutigen Bildungsplan mit 360 Lektionen pro Lehrjahr linear über die vier Ausbildungsjahre verteilt. Dies kann so weitergeführt werden. Denkbar ist aber auch ein nichtlineares, z.B. degressives Model. Hierbei würde die Anzahl Lektionen zu Beginn der Lehrdauer erhöht und am Ende reduziert.

Ein solches Modell kann den Vorteil bieten, dass Lernende handlungsführendes Wissen früher erwerben und dadurch im Betrieb früher und vielseitiger produktiv eingesetzt werden können. Allenfalls können damit der Schule voreilende Ausbildungsbestrebungen seitens Lehrbetriebe verringert werden.

Eine frühere Vermittlung von Grundlagen könnte den Lernenden zu mehr Sicherheit im betrieblichen Kontext verhelfen. Dem gegenüber kann aber eine mögliche spätere Sozialisation im Betrieb stehen.

Aus didaktischer Sicht bietet ein degressives Modell bestimmte Nachteile bezüglich kontinuierlichen Transfers zwischen den Lernorten. Zu berücksichtigen ist ebenfalls eine Mehrbelastung der Lernenden durch die Berufsfachschule zu Beginn der Ausbildung.

 

Erhöhung der ÜK-Tage

Wie der Unterricht an den Berufsfachschulen ist auch die Ausbildung in überbetrieblichen Kursen nicht von der fachlichen Spezialisierung der Lehrbetriebe geprägt. Damit bieten auch die überbetrieblichen Kurse ein gutes Gefäss zur Harmonisierung der Leistungsziele und damit zur Generalisierung der Ausbildung.

Eine Harmonisierung über die Erhöhung der ÜK-Tage könnte den Ausbildungsaufwand seitens Lehrbetriebe verringern, gleichzeitig aber die Abwesenheit der Lernenden in den Betrieben erhöhen. Sie führt zu Mehrkosten seitens der Kantone (Teilsubventionierung) und der Lehrbetriebe. Im Gegenzug darf mit einer Erhöhung des Berufsniveaus gerechnet werden.

 

Umfrage

Die Bearbeitung der Befragung dauert ca. 5 Minuten. Wir bitten Sie bis zum 13. September 2022 unter diesem Link daran teilzunehmen. Die Beantwortung kann jederzeit unterbrochen und zu einem anderen Zeitpunkt fortgesetzt werden. Die Umfrage wird anonym durchgeführt und Ihre Angaben werden vertraulich behandelt.

Der Trägerverein Geomatiker/-in Schweiz bedankt sich bereits jetzt für Ihre wertvolle Mitarbeit

Vincent Antille
Leiter Kommission B&Q und Projektleiter Reform berufliche Grundbildung